Deutschland feiert sich in Shanghai selbst – ohne Kinder

Also, liebe Kinder: Wenn das Generalkonsulat in Shanghai den Tag der Deutschen Einheit, und damit Deutschland, die Deutschen und sicher ein bisschen auch sich selbst feiert, ist das natürlich ein offizieller Empfang und kein Volksfest. So ein Empfang ist etwas sehr Seriöses, das bedeutet, es geht ernst und gesittet zu. Und das heißt – sorry, liebe Kinder – ihr müsst leider draußen bleiben.

Der Empfang findet zwar auf dem Sportplatz eurer Schule (also in einem „natürlichen Kinderhabitat“) statt, die ja hier in Shanghai so etwas wie euer zweites Zuhause ist, aber wo Deutschland sich selbst und seinen Geist feiert, sollten Kinder besser schweigen.

Es sei denn, sie gehören zum Schulchor, dann dürfen sie zur feingeistigen Unterhaltung der geladenen deutschen Gäste und deren „Partner/in“ (Einladung) bzw. „Partner*innen“ (FAQs (!) im Anhang der Einladung) beitragen.

Das zeigt: Deutschland ist nicht nur beim Gendern konsequent, sondern auch im Umgang mit Kindern. Schließlich weiß auch Annalena Baerbock: „Eine Politik für Kinder muss ihre Rechte und Interessen in den Mittelpunkt stellen. Denn Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.“

Und deshalb haben sie auf einem Deutschlandfest nichts zu suchen, nehme ich an.

Unzufriedene Kunden sind schlechtes Marketing

Die Deutsche Schule Shanghai hat als Partner des Generalkonsulats der Nutzung des Schulgeländes für die Party, sorry, dem Empfang, natürlich zugestimmt. Die Verantwortlichen, die auch sonst fest daran glauben, die Situation der Schule über Marketing-Maßnahmen verbessern zu können, sollen das Fest des Generalkonsulats für eine großartige Gelegenheit halten, ihre Schule ins rechte Licht zu rücken. Immerhin sind einige Firmen anwesend …

Dafür nimmt der Vorstand des Schulvereins auch in Kauf, dass die Eltern (zu denen auch Alleinerziehende gehören), die ja nicht nur Kunden, sondern als Schulvereinsmitglieder auch die eigentlichen Träger der Schule sind, nur dann (gemeinsam) zum Fest erscheinen können, wenn sie jemanden haben, der ihre Kinder versorgt. Das wird zu Recht nicht allen gefallen – und zeigt ein fatales Verständnis von Marketing, Kommunikation und Kundenorientierung. Aber das ist nur meine unmaßgebliche Meinung und ein ganz anderes Thema.

Wenn ich jemanden finde, der sich um meine Tochter kümmert, sehen wir uns beim Fest.

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